Prof. Dr. Klaus Richter, theoretischer Festkörperphysiker an der Universität Regensburg, erhält den diesjährigen „Physik-Preis Dresden“ für seine herausragenden theoretischen Beiträge zur semiklassischen Physik.
Klaus Richter hat zu einem breiten Themenspektrum ca. 200 Publikationen mit über 3000 Zitaten und einem h-Index von 38.
Bereits in seiner Dissertation hat Klaus Richter wesentlich zum Verständnis der semiklassischen Quantisierung des Zweielektronen (Helium) Problems beigetragen und im Anschluss in einer Zusammenarbeit mit der experimentellen Gruppe von K. v. Klitzing in Stuttgart mit einer wegweisen Arbeit der Deutung von mesoskopischen Phänomenen mit Hilfe periodischer Bahnen den Weg bereitet (PRL 40, 4118, (1993), Weiss und Richter jeweilige führende Autoren für Experiment und Theorie).
Schließlich hat Klaus Richter in seiner Zeit in Dresden am MPIPKS ein tiefliegendes Problem der Semiklassik chaotischer Systeme gelöst: Wenn man die spektrale Statistik dieser Systeme semiklassisch erklären will, so treten nach Gutzwiller klassische periodische Bahnen in Erscheinung. In niedrigster Ordnung hat Berry eine sogenannte Diagonalnäherung vorgeschlagen. Will man darüber hinaus gehen, so sind Korrelationen der Wirkungen klassisch periodischer Orbits erforderlich. Die grundlegende Idee warum es Orbit-Paare mit nahezu gleichen Wirkungen gibt und wie man diese aus der Dynamik von Selbstkreuzungen verstehen kann, geht auf Klaus Richter (zusammen mit Martin Sieber) zurück. Die beiden Publikationen hierzu (Physica Scripta T90, 128-133 (2001); Physical Review Letters 89, 206801 (2002)) sind zusammen über 300 mal zitiert worden.
Klaus Richter ist mit seinem Lehrstuhl in Regensburg tief in die Festkörperphysik eingestiegen und ist dadurch zu einem breiten theoretischen Physiker geworden. Dennoch hat er Kontakt zur Semiklassik gehalten und in den letzten Jahren innovative und anspruchsvolle Ansätze zur semiklassischen Quantisierung von Vielteilchen Systemen mit Hilfe periodischer Bahnen entwickelt, zusammen mit Juan-Diego Urbina. Hierbei übernimmt die reziproke Anzahl der Teilchen 1/N -> 0 die Rolle des asymptotischen semiklassischen Limits hbar -> 0 und rechtfertigt die Konstruktion von Vielteilchen Propagatoren mit ungewohnten und neuartigen periodischen Bahnen.
Klaus Richter hat sich in der deutschen Wissenschaftsgemeinde durch verschiedenen Wahlämter eingebracht, insbesondere als Fachkollegiat der DFG, DPG-Fachverbandssprecher Dynamik und Statistische Physik und DPG-Sektionssprecher kondensierte Materie.
Klaus Richter hat aufgrund seiner breiten wissenschaftlichen Ausrichtung Anknüpfungsmöglichkeiten im ITP zu allen Professuren und im MPIPKS zu den Abteilungen Finite Systems und Condensed Matter.